Pfarrgarten in Pöllau | © 
Oststeiermark Tourismus | Claudia Heschl Pfarrgarten in Pöllau | © 
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Wo einst Stille herrschte - Die Kirche von Pöllau als Ort meiner Kindheit und der Kultur von heute

  • 10 Minuten Lesezeit
„Der Duft von Erinnerungen und der Klang von Kunst“ - Beim Flanieren durch die Gassen von Pöllau steigen mir die süßen Düfte von Holunderblüten in die Nase, das Zwitschern der Vögel und klappern der Störche klingt in meinen Ohren, das leise Rauschen der Pöllauer Safen mischt sich mit dem frischen Wiesenduft...

...und zugleich steigen Erinnerungen in mir auf: an Musikfeste, Theaterabende und tiefgründige Gespräche mit Menschen, die diesen Ort durch ihre Kreativität mit Leben füllen. Diese harmonische Verbindung aus Kultur und Natur lässt die Region lebendig und vielfältig erscheinen, fast als ob jedes Fest und jede Begegnung in einem natürlichen Rhythmus eingebettet wäre.

In diesem Blog möchte ich euch mitnehmen, auf eine kulturelle Reise durch meine Heimat - persönlich, bunt und manchmal überraschend.

Heute, wenn ich das eindrucksvolle Portal der Pfarrkirche Pöllau durchschreite, steigen in mir Bilder und Gerüche auf: Weihrauch, der vertraute Duft von Großmutters Mantel, der volle Klang der Orgel und das Lichtspiel unter dem Kuppelfresko. Ich bin direkt neben der Kirche aufgewachsen – sie war mein Nachbar, mein Sonntagsritual, mein stiller Begleiter. Als Kind war sie mir groß und streng. Heute, viele Jahre später, öffnet sie sich für Kultur, Musik und Begegnung – und berührt mich auf eine neue, überraschende Weise.

Zwischen Bänken und Bildern

Kindheit

Jeden zweiten Sonntag, besuchte ich mit meiner Großmutter, die Messe in der Pfarrkirche Pöllau. Ich war klein, zappelig – und musste eine ganze Stunde stillsitzen. Während andere Kinder vielleicht draußen spielten, zählte ich die Engel an der Decke und verlor mich in den Geschichten, welche die Fresken für mich erzählten. Die Kirche war damals ein Ort der Stille und des Respekts – aber auch ein Ort voller Geheimnisse. Ich erinnere mich gut: Der Pfarrgarten mit der Krypta war tabu. Die Türen zur Orgel, zur Kuppel oder zum Chor waren verschlossen – es gab klare Grenzen, auch räumlich. Und obwohl ich direkt neben diesem mächtigen Bauwerk wohnte, fühlte sie sich oft unerreichbar an.

Von der Stille zur lebendigen Begegnung

Vor einigen Tagen führte mich die Kirchenführung an einen Ort, den ich so noch nie gesehen hatte – hoch hinauf in die Kuppel, dorthin, wo Licht, Stille und Weite zusammenkommen. Während ich die Kuppel der Pfarrkirche erklomm und den Blick über Pöllau genoss, erblickte ich die unberührte Natur des Naturparks Pöllauer Tal – sanfte Hügel, Wiesen und Wälder, die sich weit ins Tal erstreckten. Die Natur in dieser Region ist nicht nur Kulisse, sondern prägt das Gefühl von Weite und Freiheit, das die kulturellen Veranstaltungen in dieser Umgebung noch intensiver macht. Besonders eindrücklich war der Moment, als ich selbst an der Orgel Platz nehmen und ein paar Töne spielen konnte – der Klang füllte den Raum, und ich spürte die Schwingungen bis in die Fingerspitzen. Es war ein stiller, ehrfürchtiger Augenblick. Danach nahm ich Platz auf dem alten Prälatenstuhl – jenem ehrwürdigen Sitz, der einst dem Propst vorbehalten war.

Die Kirche ist heute kein verschlossener Ort mehr. Es gibt Kirchen-Führungen, Ausstellungen, Workshops und Konzerte in Kirche und Schloss, Musikveranstaltungen im Pfarrgarten – ein mir bis dato verborgenen Platz. Diese neue Offenheit berührt mich tief. Ich glaube, meine Großmutter wäre begeistert. Sie liebte die Kirche und Ihren Glauben, das gab ihr Halt und Sicherheit, möglicherweise wünschte sie sich, dass sie für alle zugänglicher wird. Heute ist es ein Stück weit so.

Nicht nur die Pfarrkirche in Pöllau, ist für mich mit Erinnerungen verwoben ist sondern auch die Wallfahrtskirche am Pöllauberg spielt eine besondere Rolle in meiner Familiengeschichte. Dort wurde meine Großmutter am 24. Dezember 1920 geboren – direkt neben der Kirche, während ihr Vater gerade die Orgel zur Christmette spielte. Diese Orte waren schon immer mehr als nur Gebäude – sie prägten und begleiteten die Lebensgeschichten von uns allen im Naturpark Pöllauer Tal.

Die Pfarrkirche Pöllau ist für mich mehr als ein Gebäude. Sie ist Erinnerung, Wandel und Gegenwart in einem. Als Kind sah ich nur das Himmlische an der Decke – heute sehe ich auch das Menschliche zwischen den Zeilen. Bei einer Kirchen- oder Schlossführung, hört man nicht nur die selbstverständlich interessante Geschichte, sondern auch witzige Anekdoten der Künstler, die diese Kirche gestaltet haben. Dass Kultur nun einen festen Platz in diesen Mauern hat und so unterhaltsam und lustig sein kann, hat mich sehr überrascht.

Veranstaltungen im Herzen des Naturparks Pöllauer Tal

Kultur im Einklang mit der Natur

Ob bei den Tagen der Alten Musik, die das Stift mit barocken Klängen erfüllen oder dem  Styrian Summer Art-Festival – wenn Kunst, Musik und kreative Begegnungen in diese atemberaubende Naturkulisse eingebettet werden, entsteht ein einzigartiges Zusammenspiel von Kultur und Natur. Der Naturpark Pöllauer Tal bietet nicht nur die Bühne, sondern auch die Inspiration für all jene, die die Verbindung von Kunst und Natur suchen.

Alle weiteren Infos zur Oststeiermark, zu Ausflugszielen, Radwegen, Wandertouren und der besonderen Kulinarik findet man direkt auf der Website der Erlebnisregion Oststeiermark.