Auffallend anders: Weinarchitektur in der Steiermark
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- Herbst, Essen & Trinken, Lebensraum
Sakraler anmutender Weinbau
Im höchstgelegenen Weinbaugebiet Europas, dem südsteirischen Kitzeck, thront die Weinkathedrale des Buschenschanks Wutte und erlaubt Besuchern malerische Ausblicke auf die südsteirische Weinstraße. Mit diesem imposanten Bauwerk hat Familie Wutte mit den Architekten „Spitzbart + partners“ 2016 mehr als nur eine Touristenattraktion geschaffen. Auffällig: das steile Dach, die lückenlose Ziegel-Verkleidung und eine Frontverglasung, die tiefe Einblicke zum Wein gewährt. Durch das Steildach und die Gestaltung der Giebelfront als Weinpräsentationswand erhält das Gebäude einen sakralen Charakter, ohne streng zu wirken.
Einzigartiger Weintresor in der Oststeiermark
Vor kurzem wurde der brandneue und einzigartige Pierer Weintresor eröffnet. Auf drei Ebenen mit insgesamt sechseinhalb Metern Höhe verwahrt die Schwarzstahlkonstruktion bei idealen Klima- und Lagerbedingungen zirka 8.000 edle Flaschen, die nach strengen Kriterien ausgewählt werden. Hier lagern die elf verschiedenen Sorten der eigenen Pierer Weine, die vier Sorten Sekt und Frizzante aus dem eigenen Weingut, Schnäpse, Edelbrände sowie der einzigartigen Pin Gin. Neben diesen verwahrt der Weintresor, mit seinen zusätzlichen zwölf Weinsafes für Raritäten, begehrte Weine und Edelbrände der renommiertesten Weingüter Österreichs – Steiermark, Niederösterreich und Burgenland – ergänzt um eine feine, internationale Auswahl. Diese können hier von Gästen verkostet, gekauft und verwahrt werden. Stilvolle Anlässe, wie Winzertage mit Gastwinzer:innen und Weinverkostungspackages für Weinliebhaber:innen, verwandeln den Weintresor dabei regelmäßig in eine Genusslocation auf höherer Ebene. „Unsere geschmackvollen und sortentypischen Pierer Weine vom hauseigenen Weingut in Gamlitz, in der Südsteiermark, werden von uns mit viel Sorgfalt und Know-how produziert – Qualität, die man schmeckt“, so Geschäftsführer Franz Pierer.
Das steilste Weingut Österreichs
Das steilste Weingut Österreichs schenkt seiner „Hangwerkskunst“ seit einiger Zeit in Kitzeck ein neues Zuhause. Anstelle eines alten Schuppens entstand unter Regie der Architekten „Spitzbart + partners“ im Weingut Malli ein spannender WeinBau mit traditioneller Holzfassade und Satteldach, der sich harmonisch und gerecht dem strengen regionalen Natur- und Landschaftsschutz als weithin sichtbare Landmarke ins Weinland integriert. Das neue Gebäude, in dem Edelbrände, Liköre, Gin und Edelbitter hergestellt werden, beherbergt eine Schaubrennerei, einen Präsentationsraum für Verkostungen und einen Shop für den direkten Ab-Hof-Verkauf. Außerdem ist es Eventlocation, schmiegt sich harmonisch in den steilen Hang und bietet Besuchern eine atemberaubende Aussicht über das Weinland.
Platz für Hochprozentiges
Im Weingut Firmenich im südsteirischen Ehrenhausen an der Weinstraße brennt Familie Firmenich nicht nur sprichwörtlich für den Wein. Sohn Johannes hat hier seine wahre Leidenschaft fürs Brennen entdeckt und experimentiert mit Edelbränden von den eigenen Streuobstwiesen, Wermut und STIN (Styrian Gin). Für seine STIN-Brennerei samt Verkostungs- und Verkaufsraum wurde auf dem Hof ein stilvolles, neues Zuhause geschaffen, das zum Holzbaupreis 2023 für die Rubrik „Schönste Holzbauten der Steiermark“eingereicht wurde. Für die Brennerei wurde eine Holzhütte aus dem Jahr 1889 abgetragen, die Hölzer nummeriert, gebürstet und auf einer Betonplatte wieder aufgebaut. Die Holzfassade besteht aus sägerau vorvergrautem Lärchenholz.
Gin aus der Steiermark
Ausgezeichneter WeinBau im Weinhof Locknbauer
Beim Betreten des Gastraumes wird einem recht schnell klar, dass es sich beim Locknbauer in Tieschen um einen ungewöhnlichen Weinhof mit Tapas-Buschenschank handelt. Laute Rock-Musik dröhnt aus den Lautsprechern und die großräumige Giebel-Architektur erinnert ein wenig an eine Kirche. Auch besonders: Als Weinbau-Quereinsteiger kaufte Lukas Jahn den leerstehenden Hof mit Nebengebäuden auf einer Hügelkuppe und baute ihn mit Architektin Mascha Ritter um. Das Ergebnis: eine Mischkonstruktion aus Massiv- und Holzbau mit Sichtbeton sowie ein Verkaufs- und Gastbereich mit Verkostungsraum im offenen Dachraum mit eingezogener Galerie. Auf dem massiven, weiß verputzten Sockelgeschoss wurde das Holztragwerk aus zehn Trägern mit gekreuzten Zugstäben errichtet. Eine Lamellenfassade mit dahinterliegenden Fenstern filtert das Licht, giebelseitig ist der Raum völlig verglast. Der Umbau wurde 2022 vom Verein BauKultur Steiermark mit der GerambRose als vorbildhaft für die Region ausgezeichnet.
Das Weinwahrzeichen der Südsteiermark
Mit dem Gebäude der Vinofaktur im Genussregal haben die Architekten von BWM 2011 dem Wein im südsteirischen Vogau ein nicht zu übersehendes Wahrzeichen gesetzt. Zentraler Angelpunkt ist das Genussregal: ein 60 Meter langes, 12 Meter hohes Regal entlang der Straße, befüllt mit Überseecontainern, deren Beschriftungen und Bemalungen auf die Vielfalt der steirischen Produkte verweisen: Wein, Schnaps, Öl, Fleisch, etc. Jeder Container steht für ein Produkt und symbolisiert zugleich den Handelscharakter des Ortes als zentraler Umschlagplatz. Das Innere der größten südsteirischen Vinothek gibt Besuchern einen Überblick über die steirischen Weine und kulinarischen Köstlichkeiten der Region. Verkostungsstationen inklusive
Weitere Tipps für Architektur- & Weingenießer:innen
Weitere auffallende oder ungewöhnliche WeinBau(ten) erleben Gäste zum Beispiel bei einer Übernachtung im Weingartenhaus auf dem Weingut Dreisiebner in Sulztal an der Weinstraße, in den Suiten der Winzarei des Weinguts Tement in Ehrenhausen an der Weistraße oder in der alleinstehenden „Thymianlodge“ der Wurzenberg Panoramalodges in Leutschach an der Weinstraße. Wer bei einer Verkostung WeinBau(ten) bewundern will, wird unter anderem im Crocodile Rock des Weinguts Schilhan in Gamlitz, in der kleinen Vinothek mit Weinkeller im Weingut Bullmann in Ratsch an der Weinstraße oder im neuen Weintheater des nachhaltigkeitszertifizierten Weinguts Frühwirth in Klöch genussreich fündig