Das weltälteste Zisterzienserkloster Rein liegt am Pilgerweg zwischen Graz und der Benediktinerabtei Seckau. Der Weg führt von Graz über die Burgruine Gösting zum Wallfahrtsort Maria Straßengel, man kann aber auch öffentlich per Schnellbahn nach Judendorf-Straßengel anreisen. Vom Bahnhof sind es rund 15 Minuten zu Fuß bis zur Kirche Maria Straßengel. Dann marschiert man auf der Kirchbergstraße hinunter in den Ort und folgt der Plankenwartherstraße L332 in westlicher Richtung. Am Fuße des Kugelbergs weisen Wandertafeln den Weg 14 rechts hoch. Nach rund 1,5 Kilometern biegen wir rechts auf den Weg 12 ab. Ein gemächlicher Höhenweg bringt uns nach Gratwein. Von hier geht es über die L316 zum Naturbad Weihermühle und zur Annakapelle auf dem Kalvarienberg, dann auf dem Weg 15 weiter nach Rein. Bis Rein haben wir rund 10 Kilometer bewältigt und uns eine ausgiebige Rast verdient, denn nun steht die heutige Bergwertung bevor.
Variante A: Wer am Pilgern das Urige und Ursprüngliche liebt und rustikal in einer Schutzhütte nächtigt, dem sei als nächste Station die Mühlbacher Hütte empfohlen, wo es kein Warmwasser gibt, dafür viele entspannte Gesichter und am Holzofen zubereitete Speisen – wie in den Zeiten der alten Pilger. Man erreicht sie auf dem Weg 33 nach einer Gesamtstrecke von 17 Kilometern und 815 Höhenmetern. Wenn die Wirtin hausgemachten Schweinsbraten und Topfenstrudel auftischt, sind alle Strapazen im Nu vergessen und die erste Etappe findet ein würdiges Ende. Wer diese Variante wählt, pilgert am nächsten Tag auf dem Weg 562 zum Pleschwirt und folgt von dort der Markierung 561 am ehemaligen Gasthof Abraham und am Sattelbauer vorbei zum Krautwasch. Der Geschichte nach wurde diese Route früher auch für den Wein- und Salztransport über die Gleinalm genutzt.
Variante B: Wer es lieber komfortabel hat, wählt ab dem Stift Rein die kürzere Strecke zum Josefsheim und den Weg 562 über die Kehr zum Plesch (1.063 m). Beim Pleschwirt werden wir von freundlichen Halfinger-Ponys am Weidegatter willkommen geheißen und betreten historischen Boden: Laut Aufzeichnungen im Zisterzienserstift Rein ist der alte Teil des Gasthauses nämlich nicht weniger als 700 Jahre alt. Vom Pleschwirt marschieren wir rund drei Kilometer auf dem Weg 561, folgen dann links der asphaltierten Straße bis St. Pankrazen/Gschnaidt. Die am Bergrücken gelegene Wallfahrtskirche St. Pankrazen weist uns von weitem den Weg. Nach rund 22 Kilometern Wegstrecke wird es Zeit für die Übernachtung im Pilgergasthof Schwaiger. Möge dem Backhendl widerstehen, wer kann (wir konnten es nicht). Am kommenden Tag folgen wir dem Weststeirischen Jakobsweg entlang der Markierung 563 nach Geistthal, dann auf dem Weg 561 zum ehemaligen Gasthof Krautwasch.
Beim ehemaligen Alpengasthof Krautwasch finden die zwei Pilgerrouten wieder zusammen. Nun führt der Weitwanderweg 535 an der Walzkogelhütte und den Lipizzanerweiden vorbei und hinauf zum Gleinalm Schutzhaus. Der Anstieg lohnt: Nach fast neun Stunden Gehzeit und 22 Kilometern erblicken wir das Kirchlein Maria Schnee; unser heutiges Etappenziel ist erreicht. Nun besteht die Möglichkeit, sich mit dem Taxi zurück zum Ausgangspunkt in Judendorf-Straßengel bringen zu lassen. Eingefleischte Pilger nehmen am nächsten Tag die letzte Etappe zum Stift Seckau in Angriff.