Die Weinstadt Leibnitz Richtung Westen verlassend gelangen wir über den Sulmtalradweg R1 schon nach wenigen Minuten zum Sulmsee, einem beliebten Badesse, der am Fuße von Seggauberg mit seinem prachtvollen Schloss liegt. Das Schloss Seggau beherbergt neben einem Hotel auch einen über 300 Jahre alten Bischöflichen Weinkeller, der zu den ältesten und größten Europas zählt. Hier finden auch regelmäßig stimmige Verkostungen der Weine aus den eigenen Rieden statt. Auf der anderen Seite des Sulmsees befindet sich die Weinbauschule Silberberg, die schon seit 1895 Kaderschmiede für die Winzerkultur in Österreich ist und auch ein eigenes Weingut besitzt.
Nach diesem Ausflug in die Weinkultur geht es wieder retour zu unserer Radtour, die uns hier an dieser Stelle einen Abstecher nach Kitzeck, dem höchstgelegenen Weinort Europas, ermöglicht. Die Tour nach Kitzeck ist zwar mit einem anspruchsvollen Anstieg verbunden, jedoch sind die beeindruckenden Erlebnisse in diesem kleinen Ort – vom Panorama über das Weinbaumuseum bis zur Kulinarik – unsere Belohnung für die Mühen der Bergetappe. Unsere Hauptroute führt uns jetzt auf einer ganz gemütlichen Strecke immer tiefer hinein ins Sulmtal, wo wir etwa drei Kilometer nach dem Sulmsee zur Ölmühle Hartlieb gelangen, die auch ein Kernölmuseum beherbergt.
Diese und auch das wenige Kilometer später erreichbare Kernölmuseum Kremsner geben uns Einblicke in die Geschichte der Kürbisverarbeitung und Kernölproduktion von Einst und Jetzt. Das Kürbiskernöl ist ein aus den gerösteten Kernen des Ölkürbisses hergestelltes Pflanzenöl. Diese kulinarische Spezialität wird aus dem Steirischen Ölkürbis hergestellt, der sich von den zahlreichen anderen Kürbisformen durch ein einzigartiges Merkmal unterscheidet: Der Steirische Ölkürbis hat die verholzende Samenschale durch eine Mutation vor etwa 100 Jahren verloren, sodass den Samenkern nur noch ein dünnes Silberhäutchen schützt. Diese weiche Konsistenz der Kerne ermöglicht eine noch effizientere und hochwertigere Pressung des Öls. Die intensive grüne, rot fluoreszierende Farbe geht auf die im Öl gelösten Schalenpigmente zurück.
Aber nach diesem Ausflug ins steirische Kulinarium wieder retour zum Radfahren: Immer entlang der Sulm führt der schön ausgebaute Radweg durch idyllische Dörfer in den kleinen Ort Unterbergla, wo wir auf den St. Peter Radweg R22 wechseln. Er bringt uns in den wunderschön zwischen den Weinbergen des Naturparks Südsteiermark und der Koralm gelegenen Ort Bad Schwanberg, der für sein Heilmoorbad bekannt ist. Das Heilmoor kommt vom höchstgelegenen Hochmoor Österreichs, das auf 1.300 Meter Seehöhe auf der Koralm gelegen ist.
In Bad Schwanberg wechseln wir nun auf den Schilcherradweg R4, der - nomen est omen - uns nun mitten durch die Heimat des Schilchers bringt. Der Schilcher ist ein Roséwein aus der Sorte Blauer Wildbacher und darf nur in der Steiermark als Schilcher bezeichnet werden. Nur im Schilcherland von Ligist über St. Stefan, Greisdorf, Stainz, Bad Gams, Wildbach, Deutschlandsberg, Schwanberg bis Eibiswald findet die Rebsorte der Blauen Wildbacher Traube die besten Böden und das passende Klima. Mit dem Duft nach roten Beeren und dem frisch, fruchtigen Geschmack ist er ein typischer Sommerwein, der besonders zu einer Jause in der Buschenschank oder auch zu dem für diese Region so typischen Backhendel passt.
Eine Stärkung ist auch notwendig, denn nach Schwanberg erwartet uns ein Anstieg, der uns aber auch mit wunderbaren Panoramablicken auf das Weinland und die Koralm belohnt. Über den Ort Hollenegg erreichen wir bald unser Etappenziel, die Stadt Deutschlandsberg oberhalb welcher die gleichnamige Burg thront. Eingebettet zwischen Weinbergen und der Koralm wartet die historische Altstadt von Deutschlandsberg mit zahlreichen kulinarischen Angeboten wie der Vinothek Ehmann auf und lässt uns unsere Radtour so richtig genießen, bevor es auf unserer nächsten Etappe nach Lieboch/Söding bei Graz geht.