Wir verlassen den romantischen Ort Ehrenhausen, dem Startpunkt der Südsteirischen Weinstraße, Richtung Nordwesten über die Weinleitenstraße und den Ladlerweg um durch ein kurzes Waldstück und vorbei an Feldern bald nach Retznei, eine kleine Ortschaft zwischen Ehrenhausen und Leibnitz zu gelangen. Als archäologische Fundstelle ist das Gebiet von Retznei seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unter Archäologen bekannt und beliebter Treffpunkt. Unser Weg führt jedoch nicht in das Zentrum des kleinen Dorfes hinein, sondern wir umwandern den Ort am südwestlichen Ortsrand um vorbei an einem Steinbruch zum Buschenschank Zweytick zu gelangen.
Nach diesem leichten Anstieg führt uns der Weg leicht bergab an Aflenz an der Sulm. Der Römersteinbruch Aflenz ist das älteste, heute noch aktive Bergwerk Österreichs. Dieser Steinbruch wird gerne auch als Römerhöhle Aflenz bezeichnet, denn in dem von den Kelten besiedelten Gebiet wurde etwa um 15 v. Chr. eine Römer-Siedlung gegründet, die 70 n. Chr. vom römischen Kaiser Vespasian zur Stadt erhoben wurde. Die Stadt wurde damals Flavia Solva benannt, die heute die Stadt Wagna darstellt. Für den Bau des Amphitheaters in Rom wurden Steinblöcke aus Aflenzer Kalksandstein verwendet.
Von Aflenz gehen wir weiter vorbei am Aflenzer Kogel, der sich linker Hand befindet, auf den Rettenberg mit seinen wunderschönen Weingärten und Buschenschänken wie jenem der Familie, die hier einen Weinbauernhof betreiben. Hier halten wir uns rechts um auf den Seggauberg zu kommen, wo uns neben einem beeindruckenden und spannenden Tempelmuseum auch das wunderschöne Schloss mit einem ebensolchen Weinkeller und Hotel erwartet. Davor kommen wir aber noch beim Weingut Hirschmugl vorbei, das sich vor allem auch mit seinem Biowein einen Namen gemacht und zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat.
Beim Tempelmuseum Frauenberg, das etwa 1 km nach dem Weingut Hirschmugl anzutreffen ist, haben wir auch den höchsten Punkt dieser letzten Etappe auf der Südroute der Wanderroute "Vom Gletscher zum Wein" erreicht. In 2 Ausstellungsräumen und einem großzügigen Freigelände erfahren wir in diesem Museum Spannendes über die 6.500-jährige Geschichte des Frauenberges. Wenige hundert Meter danach würden wir zum Schloss Seggau gelangen, zweigen davor jedoch rechts ab. Heute beherbergt das Schloss, das nach dem 2.Weltkrieg als reines landwirtschaftliches Gut nicht mehr funktionierte und unrentabel geworden war, ein modernes Kongress-, Tagungs- und Seminarzentrum, ein Hotel, einen 300-jährigen Weinkeller mit Verkostungsmöglichkeit und eine Schlosstaverne.
Besonders imposant ist der Weinkeller: Die enormen Innenausmaße mit 75 m Länge, 8 m Breite und 8,5 m Höhe spiegeln die Bedeutung des Weinbaus für das Schloss wider. Im Weinkeller finden sich 36 Eichenholzfässer mit einem Gesamtfassungsvermögen von etwa 150.000 Litern. Der Keller wird seit 1992 nicht mehr für die Kelterung verwendet, sondern dient als Schaukeller und wird hauptsächlich für Weinverkostungen, Feiern und Veranstaltungen genutzt. Der im Jahre 1983 errichtete unterirdische Zubau beherbergt einen Wein-Laden in dem die Seggauer Weine und andere regionale Spezialitäten zum Verkauf angeboten werden.
Auf der Rückseite des Schlosses geht es zunächst bergab um bald rechts in den Wald abzuzweigen, der uns zur Sulm bringt. Diese überschreiten wir über die Brücke und wandern den letzten Kilometer in die schon vor uns liegende Stadt Leibnitz mit ihrem wunderschönen Hauptplatz. Die historische Stadt lädt mit ihren zahlreichen Cafes und Gastronomiebetrieben wie auch Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangeboten zum Flanieren und Verweilen ein - ein verdienter Abschluss unserer Reise vom ewigen Eis des Dachstein-Gletschers ins Weinland der Südsteiermark.