Vom wunderschönen Hauptplatz in Leoben radeln wir zunächst über die Murbrücke/Winkelfeldbrücke um auf die Salzlände zu gelangen, wo wir uns kurz rechts und gleich wieder links halten um auf die Pebalstraße einzubiegen. Auf dem gut markierten Radweg verlassen wir nun die zweitgrößte Stadt der Steiermark um nach Niklasdorf zu gelangen. Wenige hundert Meter nach dem Hotel Brücklwirt zweigen wir links ab um die Mur zu überqueren und nach einer leichten Steigung durch einen kühlenden Wald Richtung Oberaich mit seinem Raddörfl beim Gasthof Pichler zu radeln. Das Raddörfl mit seinen gemütlichen kleinen Holzhäusern mitten im Grünen ist besonders beliebt bei Murradwegfahrern. Nicht nur dass die Holzhäuser gemütlich sind, nein, man trifft auch viele weitere Murradler und kann Tipps, Geschichten und vieles mehr austauschen.
Weiter führt uns die Tour nun geradewegs nach Bruck an der Mur mit seinem Schloßberg, der auch gerne als "kleiner Bruder" des Grazer Schloßberges genannt wird. Für das Altstadtzentrum der alten Handelsstadt Bruck an der Mur sollten wir uns Zeit nehmen, denn die bezaubernde Stadt mit ihrem imposanten Hauptplatz, übrigens dem zweitgrößten Österreichs, und den wunderbar erhaltenen alten Häusern mit einer faszinierenden Bausubstanz hat Einiges herzuzeigen. Allen voran aber der erst vor ein paar Jahren sanierte Schlossberg mit seinem Uhrturm, der ein ehemaliger Wachturm der Brucker Feuerwache ist.
Von der Altstadt geht es nun Richtung Bahnhof, wo wir wauf die Pischker Straße abzweigen, die uns aus der Stadt hinaus bringt. Nun geht es gemütlich durch das immer enger werdende Tal der Mur entlang des Flusses Richtung Pernegg. In Pernegg mit siener schönen Marienkirche angekommen geht es über den Bahnhof nach Mixnitz. Hier ist ein Stopp fast unumgänglich. Wer hat nicht schon von der Bärenschützklamm gehört: eine wilde Schlucht, eine der schönsten wasserführenden Felsenklammen Österreichs. Sie wurde wegen ihrer einmaligen Naturschätze im Jahre 1978 zum Naturdenkmal erklärt. Eine Wanderung zwischen ungezähmten Wasserfällen und schroffen Felsen hindurch ist für jeden Naturliebhaber eine eindrucksvolle Erfahrung. Die unsagbare Stärke der Natur, deren steter Tropfen den Stein höhlt, wird hier augenscheinlich. Gönnen wir den Rädern eine Pause, schärfen wir unseren Blick: Von Mixnitz gelangt man in etwa 1 stündiger Fußwanderung zum Klammeingang. Der Grazer Alpenclub hat vor über 100 Jahren die Klamm auf weite Strecken über frei schwebende Steigleitern zugänglich gemacht. Die 200 bis 300 Meter mächtigen Kalkwände in der Klamm sind Zeugen einer geologischen Vergangenheit, die bis 400 Millionen Jahre zurückreicht. Karstquellen, Höhlen, Karren und Rillen, Felsnischen und topfartige Felskolke künden von den oberflächenformenden Kräften des Wassers. Aber Vorsicht: Dieses Naturschauspiel bedingt festes Schuhwerk. Und - es sind 2.500 Holzsprossen, die überwunden werden wollen, und 164 Brücken, die über die Schluchten geschlagen sind. Wenn wir aber nach etwa einer Stunde oben angekommen sind, wartet ein sehr nettes Wirtshaus mit Speis und Trank. Achtung: Die Bärenschützklamm ist derzeit wegen Steinschlags noch gespertt!
An dieser Stelle ein Tipp: Wenn Sie sich entschlossen haben, das Abenteuer Bärenschützklamm zu erleben, dann sollten Sie erwägen, vielleicht die Nacht in Frohnleiten zu bleiben und sich morgen das Freilichtmuseum Stübing anzusehen und dann erst nach Graz weiter zu radeln. In diesem Fall verlängert sich die Tour zwar um einen Tag, aber es wäre ein unwiederbringlicher Tag. Und Sie haben mehr Kräfte, um Graz wirklich zu erleben. Aber erst einmal wartet die Strecke nach Frohnleiten. Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir sind wieder zurück an unserem Murradweg, der uns nun über den Badesee Röthelstein - geeignetes Platzerl, um die Füße zu kühlen - immer der Mur entlang nach Frohnleiten bringt. Es sind jetzt noch etwa 35 km bis Graz. Der historische Marktplatz von Frohnleiten verzaubert uns inzwischen mit seiner Verspieltheit und besonderen Schönheit, die schon die Silhouette versprochen hat. Jetzt aber aufgepasst: Bis nach Graz ist der Murradweg nun zweigeteilt. Also beiderseits der Mur ausgeschildert. Entlang des linken Ufers fahren wir größtenteils auf einem Radweg, der entlang der Hautstraße führt. Deshalb nehmen wir das rechte Ufer.
Wir verlassen den Hauptplatz Richtung Süden, wo uns bald eine "Rechts-Links-Kombination" erwartet. Schon von weitem sehen wir Burg Rabenstein, thronend auf einer Felsklippe, und heute ein beliebter Ort für Tagungen und Seminare wie auch bekannt für seine Ausstellungen. Wir folgen dem asphaltierten Weg nahe der Mur, der uns vorbei am Golfplatz Murhof und durch Wiesen, kleine Wälder und zu bauerlichen Gehöften führt. In Höhe der Ortschaft Badl kommt wieder eine Brücke, die diesmal über das natürliche Flussbett der Mur führt. Wenn wir sie überqueren würden gelangen wir zur Lurgrotte, Österreichs größte, wasserdurchflutete Tropfsteinhöhle. Sie ist von alters her bekannt, hat eine aufregende Geschichte hinter sich. Erst ab 1963 konnte sie, nach 20 jähriger harter Arbeit, in drei bis vier Stunden komplett durchwandert werden. Und dann kam 1975 ein Jahrhunderthochwasser. Seitdem sind nur noch Teile, aber äußerst beeindruckende, zu begehen.
Wenn wir aber am rechten Ufer bleiben, zweigt der Radweg vor der Murbrücke nach rechts ab und führt uns nach Deutschfeistritz und dem Freilichtmuseum Stübing. Fast 100 historische bäuerliche Häuser sind hier aufgestellt worden. In liebevoller und professioneller Art. Das Leben von damals in der Welt von heute – das sollten wir als Erinnerung unbedingt von unserer großen Tour mitnehmen. So gestärkt durch wahren Augenschmaus macht es jetzt wieder so richtig Spaß, die letzten Kilometer bis nach Graz zu fahren. Übrigens: Etwa drei Kilometer außerhalb von Gratwein liegt das Stift Rein. Und wieder gilt: Stehenbleiben lohnt sich. Das Zisterzienserstift ist immerhin das älteste bestehende der Welt und allein seine Bibliothek mit mehr als 100.000 Bänden ist unglaublich. Es wird nicht unverdient die „Wiege der Steiermark“ genannt. Und auch nicht zu verachten: Die Stiftstaverne, bevor wir gestärkt Richtung Graz weiterfahren.
Über Gratwein gelangen wir nun nach Graz. Am Stadteingang zu Graz ändert sich nun auch die Beschilderung: von nun an bis zum Stadtende von Graz begleiten uns weiße Schilder mit grüner Aufschrift R2 (R2 ist wie entlang der gesamten Strecke die Abkürzung für den Murradweg). Entlang der Mur auf schmalen Wegen und nur selten in der Nähe von Straßen oder Kreuzungen kommen wir schon nach wenigen Minuten im Altstadtzentrum von Graz an: Herzlich willkommen in der Landeshauptstadt, die sich UNESCO Weltkulturerbe und UNESCO City of Design nennen darf.
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